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2. Kapitel: Wissenschaftliche Operationen am Beispiel der Politikwissenschaft

 
   

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Das Ziel des zweiten Kapitels ist, die Charakteristika (Aufgaben, Gegenstandsbereich, Ziele, Wissensform, Grenzen, Kriterien, Eigenschaften sowie wissenschaftliche Werkzeuge) sowohl einer empirischen als auch einer praktischen Politikwissenschaft erläutern, explizieren, präzisieren, rekonstruieren oder weiterentwickeln. Weiterhin wissenschaftliche Operationen am Beispiel der Politikwissenschaft aufzuzeigen, insbesondere die Unterschiede zwischen empirischen und praktischen Operationen erörtern.


2.1 Forschungsstand: Praktische Methodologie innerhalb der empirischen Politikwissenschaft und der Politischen Philosophie Seitenanfang

2.1.1 Kausaler Reduktionismus innerhalb der empirischen Politikwissenschaft Seitenanfang

Der Mainstream in der Politikwissenschaft verwendet auch heute noch einen methodologischen Reduktionismus (wissenschaftstheoretischen Neoplatonismus). Dabei wird ein praktischer Diskurs auf einen technischen Diskurs reduziert  sowie der technische auf einen empirisch-theoretischen Diskurs (vgl. Lauer: praktische-wissenschaften.de. 4. Kapitel: Methodologischer Reduktionismus versus methodologischer Pluralismus).

Robert Edward Goodin Behavioral revolution und rational choice revolution bilden nur die neueren technischen Revolutionen innerhalb des methodologischen Reduktionismus. Mit Hilfe von Korrelations- und Regressanalysen, ausgefeilten Messverfahren sowie Experimenten gelingt eine bessere Identifikation von Kausalitäten.

In Lehrbüchern für Politikwissenschaftler oder Sozialwissenschaftler wird dies wie folgt festgehalten:

"Der Wertverwirklichung kann auch rein empirisches Zusammenhangswissen dienen. Zusammenhänge erfassende Wenn/Dann-Aussagen lassen sich nämlich ´normativ aufladen´ und dadurch in praktisch nützliche Handlungsanweisungen umsetzen: Wird im Rahmen eines normativen Arguments eine der Komponenten einer empirisch wahren Wenn/Dann-Aussage als gesollt behauptet, so läßt sich der Informationsgehalt jener Wenn/Dann-Aussage zur Verwirklichung des Gesollten nutzen, indem man die andere Komponente als Gebot formuliert" (Patzelt 1986: 204).

"Die Entwicklung von Handlungsanweisungen ist ein Bestandteil der Politikfeldanalyse. Wie die empirische Forschung zielt diese zunächst auf die Entwicklung von kausalen wenn-dann-Aussagen; diese werden jedoch "normativ aufgeladen“ (Patzelt 1986: 204) und stellen dadurch einen Bezug zur politischen Praxis her. Dieses geschieht dadurch, dass der Wenn-Bestandteil der kausalen Aussage als Handlungsanweisung formuliert, während der Dann-Bestandteil als erstrebender Zustand ausgedrückt wird. Somit werden die kausalen Aussagen im Ergebnis also zu zweckorientierten um-zu-Aussagen umgeformt (Schubert 1995: 283 ff.)“ (Kortmann/Schubert 2006: 47-48, vgl. Schmidt/Wolf/Wurster 2013: 7-8 sowie 2. Schaubild).

Der locus classicus dieser Vorgehensweise findet sich für Sozialwissenschaftler bei Max Weber, der von "Umkehrungen von Kausalsätzen" (Weber 1973d [1917]: 529 [491]  spricht, während Karl Raimund Popper dies als "Umkehrung des fundamentalen Erklärungsschemas" (Popper 1984: 367) bezeichnet. Bei dieser Umkehrung handelt es sich um einen pragmatischen Syllogismus, um die Umwandlung einer kausalen Aussage in eine technische Regelung  und beruht auf Francis Bacons (Bacon 1990 [1620]: 81, 3. Aphorismus, Teilband 1) Äquivalenz zwischen Kausalität und Handlung (Details vgl. Lauer: praktische-wissenschaften.de. 4.2 Methodologischer Reduktionismus (wissenschaftstheoretischer Neoplatonismus)).


2.1.2 Eigene Position: Kritik an einer rein technischen (instrumentellen) Vorgehensweise innerhalb der empirisch-analytischen Politikwissenschaft Seitenanfang

Eine Umwandlung von "Wenn-dann-Aussagen“ in "Um-zu-Aussagen“ (Kortmann/Schubert 2006: 47-48) ist nicht möglich, weil es keine Äquivalenz zwischen Aussagen und Regelungen gibt (vgl. Lauer: praktische-wissenschaften.de. 4. Kapitel: Methodologischer Reduktionismus versus methodologischer Pluralismus).

Kausalitäten können in der Politikwissenschaft kaum identifiziert werden, weil es einfach zu viele Variablen gibt und damit abhängige und unabhängige Variablen selten unterschieden werden können: "Die Suche nach Kausalität in Politikfeldern, die mit ihrer überbordenden Komplexität an unterschiedlichen Akteurskategorien, Entscheidungsregeln und Kompetenzverteilungen sowie Struktureffekten innerhalb und außerhalb des Politikfeldes die einfache Unterscheidung zwischen abhängiger und unabhängiger Variable fast unmöglich erscheinen lassen, wird Policy-Foscher (solange) weiter beschäftigen" (Schneider/Janning 2006: 219).

Mit Hilfe von metrischen Begriffen, quantitativen Methoden und methodischen Ansätzen sowie klassifikatorischen Begriffen, qualitativen Methoden und methodischen Ansätzen kann man empirische Theorien begründen, d.h. Aussagen (Beschreibungen, Erklärungen, Prognosen) über die politische Realität inklusive Aussagen über politische Normen oder Regelungen treffen.

Qualitative Ansätze und Methoden ergänzen die quantitativen und tragen auch mittels der Triangulation zu einem besseren Verständnis der politischen Prozesse bei. Sie führen zu besser begründeten Aussagen, die strukturelle Grenze zwischen Aussagen und Regelungen kann damit nicht überwunden werden (vgl. 1. Schaubild).

"Wo die Entscheidungstheorie Handlungsentscheidungen unter Risiko optimieren kann, ist sie dazu prädestiniert, zweckrationales Handeln zu optimieren. Trotzdem kann sie selbst Entscheidungen weder fällen noch ersetzen. Sie kann aber Hilfe leisten, wo Akteure darauf aus sind, Ziele auf möglichst effiziente Weise zu erreichen. Wo die Theorie fruchtbar gemacht wird, werden die Ziele selbst jedoch nicht mehr bewertet, sondern vorausgesetzt" (Wieland 1999: 98).


2.1.3 Politikfeldanalyse Seitenanfang

"Mit der Politikfeldanalyse hat sich die Politikwissenschaft als eine theoriegeleitete und anwendungsorientierte empirische Wissenschaft erfolgreich weiterentwickelt" (Schneider/Janning 2006: 11). Dabei dominieren Deskriptionen, komplexe Erklärungen findet man eher selten (Schneider/Janning 2006: 219).

Die advokatorische Wende (Fischer/Forester 1993) der Politikfeldanalyse will durch einen Rückgriff auf normative Theorien (Pragmatismus, Frankfurter Schule, Strukturalismus) nicht nur politische Regelungen begründen, kritisieren oder verbessern, sondern gar eine theoretische Fundierung der Politikfeldanalyse vornehmen.

"The growing interest in argumentation in policy analysis draws from both theoretical and practical perspective. On the one side, as we have already seen, its diverse theoretical influences run through British ordinary-language analysis, French poststructuralism, the Frankfurt school of critical social theory, and a renewed appropriation to American pragmatism. On the other hand, it is based in practical terms on a range of experiments on the part of policy analyst and planners, from stakeholder analysis and participatory research to citizen juries and consensus conferences“ (Fischer 2003: 182, vgl. Schubert 2009).

Bei der Politikfeldanalyse steht eine "möglichst dichte Beschreibung und reichhaltige Erklärung" (Schmidt 2001b: 12) von Problemen im Mittelpunkt. Manfred Gustav Schmidt (2001b) nennt sechs Theorien, auf denen die Politikfeldanalyse und zwar speziell die vergleichende Wohlfahrtsforschung beruht. Diskutiert werden:

  • sozioökonomische Bedingungen
  • die Verteilung von Machtressourcen
  • der Einfluss von Parteien
  • die Strukturen des Staates
  • die internationalen Verflechtungen und
  • politische Weichenstellungen in der Vergangenheit (Schmidt 2001b: 12-16).

2.1.4 Innerhalb der Politikfeldanalyse sind keine genuin praktischen Diskurse möglich Seitenanfang

Eine politische Sozialtechnologie, die politische Regelungen, z.B. zum Aufbau eines Rentensystems, erstellt, kann auch dann nicht begründet werden, wenn kausale politische Gesetzmäßigkeiten nachgewiesen werden, weil es keine Äquivalenz zwischen Aussagen und Regelungen gibt (vgl. 2.1.1 Forschungstand: Technische Fragestellungen innerhalb der empirischen Politikwissenschaft).

Der größte methodologische Fortschritt der empirischen Metatheorien besteht in einer Spezialisierung und Differenzierung aufgrund einer Vielfalt an wissenschaftlichen Werkzeugen. Genau dies wird von allen Ansätzen innerhalb der Politikfeldanalyse in Frage gestellt. Insbesondere weil die Unterscheidung zwischen Sein und Sollen als ontologische Festsetzung angesehen wird. Dabei handelt es sich hier um Grenzen wissenschaftlicher Werkzeuge und nicht um ontologische Setzungen.

Wissenschaftstheoretische Untersuchungen am Beispiel der Technik zeigen, dass es einen strukturellen Unterschied zwischen Aussagen und Regeln gibt. Für die empirisch vorgehende Politikfeldanalyse bedeutet dies, dass man mit ihren Werkzeuge keine politischen Regelungen begründen kann.

Hier wird vorausgesetzt, dass die Politikwissenschaft kausale Zusammenhänge erklären und prognostizieren kann sowie dass es eine Äquivalenz zwischen Kausalität und Handeln gibt.

Ein kausaler Zusammenhang kann eine notwendige Bedingung durch Experiment und deduktiv-nomologisches Modell (HO-Schema) aufzeigen. Es muss aber auch eine Regulierungsfähigkeit durch Test nachgewiesen werden (vgl. Lauer: praktische-wissenschaften.de. 5.4 Struktureller Unterschied zwischen verschiedenen Wissenschaftstypen).


2.1.5 Politische Philosophie und Ideengeschichte als normativ-analytische Reflexion Seitenanfang

Eine empirische Wissenschaft vermag niemanden zu lehren, was er soll, sondern nur, was er kann und - unter Umständen - was er will`, so heißt es bei Max Weber (Weber, Max, 1973c [1904]: 151, Anmerkung JL). Diese Sichtweise teilen mittlerweile die meisten Fachvertreter, auch die Herausgeber des vorliegenden Bandes. Empirische Politikwissenschaft umfasst aber nicht nur die empirisch-analytische Vorgehensweise, sondern auch die normativ-analytische Reflexion" (Schmidt/Wolf/Wurster 2013: 7-8).

Die inhaltliche Kritik der normativ-ontologischen sowie der kritisch-dialektischen Ansätze innerhalb der Politikwissenschaft am empirisch orientierten Mainstream bezog sich darauf, dass nur Beschreibungen, Erklärungen und Prognosen als Ziele wissenschaftlicher Forschungen angesehen wurden, während Normen, Zwecke, Regelungen oder Werturteile aus dem wissenschaftlichen Diskurs ausgeschlossen wurden. Diese Kritik bewirkte, dass normative Beiträge, sowohl neoaristotelische, neomarxistische als auch vertragstheoretische Theorien, auch im Mainstream anerkannt werden. Allerdings erschöpfen sich normative Diskurse oft als Exegese von Klassikern: Politische Ideengeschichte bzw. Politische Philosophie wird als Politische Theologie praktiziert, in der philosophische Klassiker die Rolle von heiligen Schriften abgeben.


2.1.6 Eigene Position: Praktische (normative, pragmatische und technische) Politikwissenschaft Seitenanfang

Politikberatung bedarf praktischer Diskurse. Dies geht nur, sofern praktische Werkzeuge eingesetzt werden ( vgl. 6. Schaubild und 7. Schaubild sowie 3. Kapitel und 4. Kapitel).


2.1.7 Geltungsfragen können nur innerhalb der Ethik und der Politischen Philosophie erörtert werden Seitenanfang

"Einen Aufgabenbereich gibt es freilich, der der Philosophie von den modernen Wissenschaften noch niemals mit Erfolg streitig gemacht werden konnte. Innerhalb dieses Bereichs geht es nicht um die Erkenntnis dessen, was der Fall ist, sondern um die Geltung von Normen, jener Normen nämlich, die dazu bestimmt sind, das menschliche Handeln, Leben und Zusammenleben zu bewerten und zu regulieren. Die Formulierung und die Legitimation solcher Normen war traditionellerweise eine Aufgabe der praktischen Philosophie, im besonderen die Aufgabe der Ethik. Von den modernen Wissenschaften wurde die Philosophie immer nur in Bezug auf ihre theoretische Hemisphäre herausgefordert" (Wieland 1986: 12).

"Die Normierung von Handlungszielen verlangt als Ergänzung eine Normierung der Handlungen selbst, mit deren Hilfe diese Ziele realisiert werden können. Im vorliegenden Zusammenhang ist hier vor allem die Unterscheidung zwischen natürlichem und institutionellem Handeln relevant. Dies sind zwei Formtypen des Handelns, die nur selten einmal in reiner und unvermischter Gestalt verwirklicht werden. Die große Mehrzahl der Handlungen, die von Menschen realisiert und mit deren Folgen Menschen konfrontiert werden, enthält in unterschiedlicher Verteilung Komponenten beider Formtypen. Trotzdem kann es im Rahmen einer Grundlagenreflexion sinnvoll sein, sich zunächst einmal an die gleichsam die Endpunkte eines Kontinuums markierenden reinen Fälle zu halten. Dem entspricht im übrigen auch die Einstellung der traditionellen praktischen Philosophie: Als Ethik befaßte sie sich mit der Normierung natürlicher Handlungen, ihrer Handlungssubjekte und ihrer Ziele. Als Politik, d.h. als politische Theorie im weiteren Sinne des Wortes befaßte sie sich dagegen mit der normativen Beurteilung der Institutionen, die den Rahmen für das Zusammenleben des Menschen mit seinesgleichen abgeben" (Wieland 1986: 42).


2.1.8 Erörterung von Geltungsfragen innerhalb einer praktischen Politikwissenschaft Seitenanfang

Die philosophische Ethik hat die Aufgabe, einen praktischen (ethisch-moralischen, pragmatischen und technischen) Diskurs aus der Individualperspektive mit wissenschaftlichen Werkzeugen zu ermöglichen. Die gelungenste diesbezügliche Ethik hat meiner Meinung nach Otfried Höffe (2009 [2007]) formuliert. In diesem Buch gelingt es Höffe nachzuweisen, dass zwei der wichtigsten abendländischen Ethiktypen, die eudäimonistische/aristotelische und die deontologische/kantische Ethik, sich nicht notwendigerweise ausschließen, sondern sich ergänzen und damit komplementär gedacht werden können. Auch der verbliebene, der dritte Ethiktyp, wird behandelt. Sowohl die Stärken, aber auch die Schwächen des konsequentialistischen Ethiktyps werden betrachtet, der Utilitarismus in seinen verschiedenen Spielarten und auch die Verantwortungsethiken. Während sich der dritte Ethiktyp nur für eine "Ethik der zweiten Linie" (Wieland 1999) eignet, bieten die beiden anderen Ethiktypen grundsätzliche, fundamentale Methoden und Prinzipien. Es handelt sich dabei mitnichten um eine Standardinterpretation, sondern um einen komplexen Ethikentwurf, der auf die gesamte abendländische Ethik-Tradition und die ganze Kraft zurückgreift, die abendländisch-philosophische Traditionen generell aufzubringen vermögen (vgl. Lauer 2013).

Die praktische Politikwissenschaft hat die Aufgabe, einen praktischen (normativen, pragmatischen und technischen) Diskurs aus der Kollektivperspektive mit wissenschaftlichen Werkzeugen zu führen. Im normativen Diskurs sollen Handlungsmaximen begründet werden. Folgende Fragestellungen werden hier behandelt. Zunächst einmal, mit welchen Handlungsmaximen kann das Gemeinwohl gefördert werden? Inhaltlich konkret: Welche sozialen Menschenrechte gibt es und wie können diese wissenschaftlich begründet werden? Zweitens, welche Handlungsmaximen setzen dem staatlich-kollektiven Handeln Grenzen? Inhaltlich konkret: Welche individuellen Menschenrechte gibt es und wie können diese wissenschaftlich begründet werden?

Der pragmatische und der technische Diskurs sollen Sozialtechnologien in Form von Aussagen- und Regulierungssystemen bestehend aus Handlungsstrategien und -instrumenten begründen. Diese Diskurse haben wenig gemein mit dem sozialtechnologischen Diskurs des Mainstreams in der Politikwissenschaft. Sie setzen sich in vielem von dem Bacon-Projekt einer angewandten Wissenschaft (vgl. Lauer: praktische-wissenschaften.de. B. Theoretische und angewandte Wissenschaften) ab, insbesondere weil kein methodologischer Reduktionismus (vgl. Lauer: Lauer: praktische-wissenschaften.de. 4.3 Methodologischer Pluralismus (wissenschaftstheoretischer Neoaristotelismus)), sondern ein methodologischer Pluralismus verwendet wird (Details vgl. 3. Kapitel und 4. Kapitel).


2.1.9 Politische Philosophie als normative Theorie am Beispiel von John Rawls Seitenanfang

"Die Begründung von Normen geschieht durch Prüfung der faktisch geltenden Normen nach dem Kriterium der Transsubjektivität. Nur wenn verteidigt werden kann, daß die Norm ´ohne Ansehen der Person´, ohne Privilegierung partieller Interessen begründbar ist, nur dann darf sie ´gerecht´ genannt werden. Diese Definition weist die Gerechtigkeit als den ethisch-politischen Teil der Vernünftigkeit aus" (Lorenzen 1978: 158).

"Die von John Rawls wieder belebte Philosophenrolle ist die des universalistischen Nomotheten, des Verfassungsgebers, der von einem archimedischen, gesellschafts- und geschichtsjenseitigen Standort aus eine allgemeingültige Ordnung menschlichen Zusammenlebens zu entwerfen versucht. Dabei bedient er sich virtuos aus dem Fundus der kategorialen Muster und Reflexionsformen der klassischen neuzeitlichen politischen Philosophie“ (Kersting 2007b:  21).

John Rawls´ Gerechtigkeitstheorie besteht aus zwei Grundsätzen der Gerechtigkeit, da Rawls seine Theorie überarbeitet hat, werden im Folgenden beide Versionen zitiert:

Grundfreiheiten: "Jedermann soll gleiches Recht auf das umfangreichste System gleicher Grundfreiheiten haben, das mit dem gleichen System für alle anderen verträglich ist" (Rawls 1979 [1971]:  81).
"a) Jede Person hat den gleichen unabdingbaren Anspruch auf ein völlig adäquates System gleicher Grundfreiheiten, das mit demselben System von Freiheiten für alle vereinbar ist" (Rawls 2006 [2001]: 78).

Differenzprinzip: "Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten sind so zu gestalten, daß (a) vernünftigerweise zu erwarten ist, daß sie zu jedermanns Vorteil dienen, und (b) sie mit Positionen und Ämtern verbunden sind, die jedem offen stehen" (Rawls 1979 [1971]:  81).
"b) Soziale und ökonomische Ungleichheiten müssen zwei Bedingungen erfüllen: erstens müssen sie mit Ämtern und Positionen verbunden sein, die unter Bedingungen fairer Chancengleichheit allen offenstehen; und zweitens müssen sie den am wenigsten begünstigten Angehörigen der Gesellschaft den größten Vorteil bringen (Differenzprinzip)“ (Rawls 2006 [2001]: 78).

Folgende Ziele werden verfolgt: "Wir wollen uns also vorstellen, daß diejenigen, die sich zu gesellschaftlicher Zusammenarbeit vereinigen wollen, in einem gemeinsamen Akt die Grundsätze wählen, nach denen Grundrechte und -pflichten und die Verteilung der gesellschaftlichen Güter bestimmt werden. Die Menschen sollen im voraus entscheiden, wie sie ihre Ansprüche gegeneinander regeln wollen und wie die Gründungsurkunde ihrer Gesellschaft aussehen soll. Ganz wie jeder Mensch durch vernünftige Überlegung entscheiden muß, was für ihn das Gute ist, d.h. das System der Ziele, die zu verfolgen ihm vernünftig ist, so muß eine Gruppe von Menschen ein für allemal entscheiden, was ihnen als gerecht und ungerecht gelten soll. Die Entscheidung, die vernünftige Menschen in dieser theoretischen Situation der Freiheit und Gleichheit reffen würden, bestimmt die Grundsätze der Gerechtigkeit. (Wir nehmen für den Augenblick an, daß dieses Entscheidungsproblem eine Lösung hat.)" (Rawls 1979 [1971]: 28).


2.1.10 Möglichkeiten und Grenzen der Politischen Philosophie Seitenanfang

Gerechtigkeit ist eine von mehreren Handlungsmaximen, denen ein politisches System genügen muss. Innerhalb von normativen Diskursen können politische Handlungsmaximen begründet werden. Allerdings können keine konkrete Entscheidungen aufgrund der prinzipiellen Grenzen wissenschaftlicher Diskurse rechtfertigt werden, wenn man nicht einem wohlmeinenden und weltfremden Moralisieren verfallen will. Aus denselben Gründen kann auch das von Rawls angenommene Entscheidungsproblem nicht gelöst werden.


2.1.11 Politik und praktische Philosophie versus empirische Politikwissenschaft Seitenanfang

"Daß die Politik eine praktische Wissenschaft ist, ist das für unser Fach wichtigste wissenschaftstheoretische Erbe der Tradition, seine Verwerfung die eigentliche Ursache seiner Krise" (Hennis 1963: 35).


2.1.12 Komplementarität zwischen empirischer und praktischer Methodologie sowie ebensolcher Politikwissenschaft Seitenanfang

Die ideologischen Grabenkämpfe des 20. Jahrhunderts wurden auch im Bereich der Methodologie ausgefochten. Der Sieg der Empiriker geht einher mit einer Vernachlässigung von praktischen Methodologien. Praktischer Methodologie kann nicht die empirische verdrängen, sondern muss komplementär dazu entwickelt werden  (vgl. 3. Kapitel und 4. Kapitel).


2.2 Empirische (deskriptive, explanative und prognostische) Politikwissenschaft Seitenanfang

Die Grenzen und Möglichkeiten einer empirischen (deskriptiven, explanativen und prognostischen) Politikwissenschaft werden im 2. Schaubild aufgezeigt.


2.2.1 Aufgaben und Ziele empirischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Empirische (theoretische) Politikwissenschaft beschreibt, erklärt und prognostiziert die politische Realität (Opp 2005 [1970], von Beyme 2000 [1972], von Beyme 2002, von Beyme 2007 [1991]).

Aussagen über politische Normen und Regulierungen sind auch deskriptiv.


2.2.2 Gegenstandsbereich empirischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Politische Realität.


2.2.3 Wissensform Seitenanfang

Empirisches Wissen (vgl. Lauer: praktische-wissenschaften.de. 5. Schaubild: Wissen versus Können, Theorie versus Praxis).


2.2.4 Grenzen empirischer Politikwissenschaft oder deren empirischer Werkzeuge Seitenanfang

Die Grenzen empirischer Wissenschaften bzw. die Grenzen empirischer Werkzeuge (Begriffe, Sätze, Theorien, Logiken, Argumentationsweisen, Methoden und methodische Ansätze) gelten auch für die empirische (deskriptive, explanative und prognostische) Politikwissenschaft (vgl. Lauer: praktische-wissenschaften.de. 3.2.1 Grenzen wissenschaftlicher Diskurse).


2.2.5 Kriterien empirischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Die Kriterien empirischer Wissenschaften bzw. die Grenzen empirischer Werkzeuge (Begriffe, Sätze, Theorien, Logiken, Argumentationsweisen, Methoden und methodische Ansätze) gelten auch für die empirische (deskriptive, explanative und prognostische) Politikwissenschaft (vgl. Lauer: praktische-wissenschaften.de. 3.2.2 Kriterien empirischer Wissenschaften).


2.2.6 Eigenschaften empirischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Die Eigenschaften empirischer Wissenschaften bzw. die Eigenschaften empirischer Werkzeuge (Begriffe, Sätze, Theorien, Logiken, Argumentationsweisen, Methoden und methodische Ansätze) gelten auch für die empirische (deskriptive, explanative und prognostische) Politikwissenschaft (Lauer: praktische-wissenschaften.de. 4.3.6 Eigenschaften wissenschaftlicher Diskurse.


2.2.7 Begriffsebene empirischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Empirische Wissenschaftler verwenden bzw. empirische Theorien enthalten sowohl quantitative bzw. metrische als auch qualitative bzw. klassifikatorische Begriffe.


2.2.8 Satzebene empirischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Empirische Wissenschaftler verwenden bzw. empirische Theorien enthalten deskriptive, explanative und prognostische Aussagen.


2.2.9 Theorieebene empirischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Empirische Theorien bestehen aus Aussagensystemen, auch Aussagen über Normen und Regelungen. In der Regel wahrheitsdefinite (entweder wahr oder falsch) Aussagen oder Aussagensysteme.


2.2.10 Logikebene empirischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Siehe Lauer: praktische-wissenschaften.de. 3.3.4 Logikebene.


2.2.11 Argumentationsebene empirischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Argumentationsweisen bzw. logische Struktur empirischer Theorien

Die Kritik an der Äquivalenz von Kausalität und Handeln gilt nicht nur für naturwissenschaftliche Aussagen versus technische Regelungen, sondern erst Recht (a fortiori) für sozialtechnologische Regelungen (vgl. Lauer: praktische-wissenschaften.de. 3.3.5 Argumentationsebene empirische Wissenschaften), insbesondere deshalb, weil die empirische Sozialwissenschaft selten kausale Beziehungen nachweisen kann, sondern in der Regel Korrelationen. Zwischen Kausalitäten und Korrelationen gibt es einen strukturellen Unterschied, “da Korrelationen Erscheinungen nicht erklären, sondern selbst der Erklärung bedürfen und weder die Verlässlichkeit noch die prädiktive Kraft besitzen, die Grundlage der Theoriebildung in den Sozialwissenschaften sein muß“ (von Beyme 2000 [1972]: 175).


2.2.12 Methodenebene empirischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Wissenschaftliche Ermittlung von Sachverhalten innerhalb einer empirischen Politikwissenschaft

Empirische Methoden (Dreier 1997, Schnell/Hill/Esser 2005, Westle 2009):

Quantitative Methoden:
Inhaltsanalyse, Verfahren der Datenerhebung (Befragung), statistische Verfahren etc.

Qualitative Methoden:
Inhaltsanalyse, Dokumentenanalyse, teilnehmende Beobachtung, Diskursanalyse, etc.

Triangulation (Flick 2004):
Die Anwendung
quantitativer und qualitativer Methoden auf ein Phänomen.

Qualitative Ansätze und Methoden ergänzen die quantitativen und tragen auch mittels der Triangulation zu einem besseren Verständnis der politischen Prozesse bei. Sie führen zu besser begründeten Aussagen, die strukturelle Grenze zwischen Aussagen und Regelungen kann damit nicht überwunden werden.


2.2.13 Ebene methodischer Ansätze innerhalb empirischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Empirisch-methodische Ansätze (vgl. von Beyme 2000 [1972]: 87-178, die folgende Gliederung wurde von mir vorgenommen):

  • quantitative methodische Ansätze:
    • behavioristischer Ansatz
    • Rational-Choice-Ansatz
    • quantitativ-vergleichender Ansatz
  • qualitativer methodische Ansatz:
    • institutioneller Ansatz
  • sowohl quantitative als auch qualitative methodische Ansätze:
    • funktionalistischer Ansatz
    • historischer Ansatz
    • vergleichender Ansatz

Politikwissenschaftliche Forschungsansätze (Schmitz/Schubert 2006a: 15-17), die Einteilung wurde von Sven-Uwe Schmitz und Klaus Schubert nach metatheoretischen Annahmen und nach historischen Gesichtspunkten vorgenommen:

  • normativ-ontologischer Forschungsansatz, in der Gründungsphase der Politikwissenschaft in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere Freiburger und Münchner Schule
  • dialektisch-historischer Forschungsansatz, Ende der 60er Jahre Frankfurter Schule
  • empirisch-quantitativerr (behavioralistische) Forschungsansatz, Mainstream der Politikwissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg
  • pragmatischer Forschungsansatz kam zwischen 1975 und 1990 hinzu,
  • empirisch-qualitativer Forschungsansatz gewann in den 1990er Jahren an Einfluss ( vgl. 4. 1: Ausgangspunkt: Methodische Ansätze mit empirischen und praktischen Elementen).

Weiterhin gibt es noch methodische Ansätze mit empirischen und praktischen Elementen.


2.3 Praktische (normative, pragmatische und technische) Politikwissenschaft Seitenanfang

Eine empirisch-analytische (positivistische) Politikwissenschaft, die sich vor allem an der Methodologie der neuzeitlichen Naturwissenschaften orientiert, wurde im 20. Jahrhundert sowohl inhaltlich als auch methodologisch kritisiert. Im Gegensatz zum empirischen Diskurs ist ein genuin praktischer Diskurs, der derzeitigen logisch-analytischen Argumentationsstandards genügt, in der Politikwissenschaft nach wie vor ein Desideratum. Dies gilt sowohl für rein technische Fragestellungen, die die Wahl von Mitteln, nicht von Zwecken beinhalten, als auch für genuin praktische (normative, pragmatische und technische) Diskurse (vgl. 2. Schaubild).


2.3.1 Aufgaben und Ziele  einer praktischen Politikwissenschaft Seitenanfang

Die erste Aufgabe besteht darin, rationale Begründungen und Rechtfertigungen von politischen Handlungsmaximen (Normen, Werten und Ziele), Handlungsstrategien (Rechtshandlungen wie Gesetze, Verordnungen, Richtlinien, Entscheidungen, Empfehlungen, Entschließungen, Erklärungen, Aktions-, aber auch Parteiprogramme) sowie Handlungsinstrumente und Handlungsanweisungen.

Je stärker die Beimischung von Werterörterung, umso größer die Gefahr der Ideologisierung der Theorie. "Je stärker der kollektive Anwendungsbezug einer Doktrin - wie man sie im Gegensatz zu einer rein wissenschaftlichen Theorie nennen könnte - umso größer ist der Anteil an einer operativen Ideologie" (von Beyme 2002: 49).

Diese Gefahr ist vor allem dann gegeben, wenn man nicht zwischen empirischer und praktischer Vorgehensweise strikt trennt.

Aufgrund der Grenzen der praktischen Vernunft kann es keine ideologiefreien Theorien geben, der Ideologiegehalt kann aber auf ein Minimum begrenzt werden. Wissenschaftlich begründete politische Handlungsmaximen, Handlungsstrategien, Handlungsinstrumente und Handlungsanweisungen bzw. -entscheidungen genügen im Gegensatz zu Ideologien und Utopien folgenden Kriterien:

  • Vereinbarkeitspostulat: Kohärenz von Forderungen in und mit allen Subsystemen
  • Bei der Begründung greift man nur auf wissenschaftlich begründete Erkenntnisse zurück
  • Erfüllbarkeitspostulat: Sollen-Können-Prinzip (ultra posse nemo obligatur) muss gewährleistet sein
  • Vorgehensweise: argumentativ, kritisch, präzise, stringent, selbstreflexiv, systematisch

Die zweite Aufgabe besteht darin, rationale Begründung und Rechtfertigung von politischen Entscheidungssystemen (normative Demokratietheorie). Aufgrund der Grenzen der praktischen Vernunft kann keine definitive und begründete Antwort auf die Frage, was zu tun sei, gegeben werden, obwohl dies im Bereich des Handelns gefordert wird, weil Handlungen nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Prinzipielle Lösungen sind nicht möglich, nur Annäherungen. Hinzu kommt, dass je nach den verwendeten Methoden und Theorien auch wissenschaftlich gegensätzliche Alternativen begründet werden können, es muss aber nicht so sein. Trotzdem muss der Handelnde (Einzelner oder Institution) nicht nur die Verantwortung übernehmen, sondern auch für die Folgen haften (Wieland 1999). Damit ein willkürlicher Dezisionismus vermieden wird, gibt es als Ausweg nur die Möglichkeit, Konflikte/Streitfragen innerhalb eines möglichst rationalen, demokratischen Entscheidungssystems zu beantworten (vgl. dezisionistischer Ansatz).


2.3.2 Gegenstandsbereich praktischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Alle Aufgabenfelder, die mittels Normen sowie pragmatischer oder technischer Regelungen öffentlich geregelt werden, d.h. das, was die Politik regelt.


2.3.3 Wissensform Seitenanfang

Praktisches (normatives, pragmatisches und technisches) Wissen  (vgl. Lauer: praktische-wissenschaften.de. 5. Schaubild: Wissen versus Können, Theorie versus Praxis).


2.3.4 Grenzen praktischer Politikwissenschaft oder Grenzen praktischer Werkzeuge Seitenanfang

Die Grenzen praktischer Wissenschaften gelten auch für die praktische (normative, pragmatische und technische) Politikwissenschaft  (vgl. Lauer: praktische-wissenschaften.de. 3.2.1 Grenzen wissenschaftlicher Diskurse).


2.3.5 Kriterien praktischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Die Kriterien praktischer Wissenschaften gelten auch für die praktische (normative, pragmatische und technische) Politikwissenschaft (vgl. Lauer: praktische-wissenschaften.de. 3.2.2 Kriterien empirischer Wissenschaften).


2.3.6 Eigenschaften praktischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Die Eigenschaften praktischer Wissenschaften gelten auch für die praktische (normative, pragmatische und technische) Politikwissenschaft (Lauer: praktische-wissenschaften.de. 4.3.6 Eigenschaften wissenschaftlicher Diskurse.


2.3.7 Begriffsebene praktischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Praktische Wissenschaftler verwenden bzw. praktische Theorien enthalten praktische (normative, pragmatische und technische) Begriffe.


2.3.8 Satzebene praktischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Praktische Wissenschaftler verwenden bzw. praktische Theorien enthalten ethisch-moralische Normen, pragmatische und technische Regelungen.


2.3.9 Theorieebene praktischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Praktische Theorien bestehen aus Normierungen bzw. Regulierungen, d.h. Systemen von Aussagen und Regelungen. Es handelt sich dabei um präskriptive, nachprüfbare und begründungsfähige praktische (normative, pragmatische und technische) Theorien, nicht Aussagen über Normen.

Auch praktische Wissenschaften bringen Wissen (Episteme) hervor (praktisches Wissen) und nicht nur Phronensis (Klugheit). Es gibt praktisches Wissen und praktische Wissenschaften, die dieses generieren.


2.3.10 Logikebene praktischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Siehe Lauer: praktische-wissenschaften.de. 3.3.4 Logikebene.


2.3.11 Argumentationsebene praktischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Siehe Lauer: praktische-wissenschaften.de. 3.3.5 Argumentationsebene empirische Wissenschaften).


2.3.12 Methodenebene praktischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Wissenschaftliche Ermittlung von Sachverhalten innerhalb einer praktischen Politikwissenschaft

Praktische Methoden:


2.3.13 Ebene der methodischen Ansätze innerhalb einer praktischer Politikwissenschaft Seitenanfang

Wissenschaftliche Generierung  innerhalb einer praktischen Politikwissenschaft

Methodische Ansätze mit empirischen und praktischen Elementen

Diese methodischen Ansätze berücksichtigen den strukturellen Unterschied zwischen empirischen und praktischen Werkzeugtypen nicht (vgl. Lauer: praktische-wissenschaften.de. 5. Kapitel: Strukturelle Unterschiede: Werkzeugtypen, Wissensformen, Wissenschaftstypen, Wissen versus Können sowie Theorie versus Praxis).

Rein praktisch-methodische Ansätze:

Im  Unterschied zu den anderen methodischen Ansätzen der Politikwissenschaft soll in diesen methodischen Ansätzen der strukturelle Unterschied zwischen den unterschiedlichen Wissensformen und Wissenschaftstypen beachtet werden, da diese auf unterschiedliche Werkzeugtypen zurückgeführt werden können (vgl. 4. Kapitel).


2.4 Wissenschaftliche Operationen und wissenschaftliche Diskurse am Beispiel der Politikwissenschaft Seitenanfang

2.4.1 Forschungstand: Theorien der Politik umfassen drei Operationen Seitenanfang

"Theorien der Politik umfassen drei Operationen:
- Feststellungen über politische Tatsachen, über das,
was ist.
- Feststellungen über kausale Beziehungen, verbunden mit Prognosen über das, was wahrscheinlich in Zukunft sein wird.
- Schlüsse über wünschenswerte Entwicklungen und Reflexionen über das, was sein soll“ (von Beyme 2007 [1991]: 11); so wird dies nicht nur in diesem Standardwerk über politische Theorien festgehalten.


2.4.2 Eigene Position: Sechs Operationen innerhalb der Politikwissenschaft Seitenanfang

Aufgrund der strukturellen Unterschiede zwischen Werkzeugtypen, Wissensformen und Wissenschaftstypen umfassen Theorien der Politik sechs Operationen. Drei empirische (deskriptive, explanative und prognostische) Operationen beziehen sich auf das, was ist, und drei praktische (normative, pragmatische und technische) Operationen auf das, was sein soll. Bei jeder dieser Operationen werden andere Ziele verfolgt und andere wissenschaftlichen Werkzeuge (Begriffe, Sätze, Theorien, Logiken, Argumentationsweisen, Methoden und methodische Ansätze) eingesetzt (vgl. 5. Schaubild).



 5. Politikberatung 6. Zusammenfassung 7. Ausblick 8. Quellenverzeichnis 9. Literaturverzeichnis

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praktische-politikwissenschaft.de/2-kapitel-pp.htm

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